WhatsApp Image 2024 11 03 at 20.56.19 1Auf der Konferenz der orthodoxen Jugend, der vom 31. Oktober bis zum 3. November 2024 stattfand, kamen Teilnehmer aus verschiedenen Städten Deutschlands und anderer Länder zusammen, um aktuelle Fragen des orthodoxen Lebens in der Diaspora, der Bewahrung der Identität und der Rolle der Jugendbewegung zu diskutieren. Dieses Ereignis wurde zu einer wichtigen Plattform für den Erfahrungsaustausch, die geistliche Gemeinschaft und die Stärkung des orthodoxen Glaubens unter der Jugend.

Erster Teil der Vorträge

Die Konferenz umfasste eine Reihe bedeutender Vorträge, die sich mit aktuellen Fragen des orthodoxen Lebens, der Identität und des religiösen Erlebens in der Emigration befassten. Die unten dargestellten Hauptvorträge deckten ein breites Themenspektrum ab – von historischen Erfahrungen bis zu modernen Herausforderungen und Möglichkeiten für die orthodoxe Gemeinschaft in Deutschland. Hier ein Überblick über den Inhalt der Vorträge.

„Orthodoxe Emigration und Jugendbewegung in Deutschland: Erfahrungen des 20. Jahrhunderts“

Referent: Priester Alexej Veselov, Jugendreferent der Diözese von Berlin und Deutschland.

Priester Alexej markierte mit seinem Vortrag den Beginn der Vortragsreihe des ersten Konferenztages und gliederte sich in zwei Hauptteile: die Hintergründe der Emigration nach Deutschland und die Jugendarbeit der orthodoxen Kirchen.

Im ersten Teil wurde die Entstehung der ersten russisch-orthodoxen Kirchen in Deutschland thematisiert. Diese Kirchen dienten zunächst nur kleinen, temporär in Deutschland ansässigen Gruppen wie Botschaftern und Touristen. Anschließend ging Priester Veselov auf die verschiedenen Auswanderungswellen ein, die das orthodoxe Leben in Deutschland prägten. Dazu zählten die Emigrationswellen nach der Oktoberrevolution 1917, die Einwanderung nach dem Zweiten Weltkrieg zur Zeit des Wiederaufbaus sowie die Zuwanderung in den 1990er Jahren nach dem Zerfall der Sowjetunion. Weitere Emigrationen aus anderen ehemals sowjetischen Ländern und aus Griechenland wurden ebenfalls erwähnt. Die jüngste Emigrationswelle ist die der ukrainischen Flüchtlinge im Jahr 2022. Heute gibt es in Deutschland mehr als 600 orthodox-christliche Gemeinden, die unterschiedliche Herkunftsländer repräsentieren. Veselov hob hervor, dass die Gründe für die Auswanderung individuell sind, sich aber zwei Haupttrends erkennen lassen: die dauerhafte Integration in Deutschland und der temporäre Aufenthalt.

Der zweite Teil des Vortrags widmete sich der Geschichte der Russischen Christlichen Studentenbewegung (RSKhD). Diese Bewegung entstand 1923 in Psherov und bestand aus Studenten sowie Klerikern. Nach der Oktoberrevolution suchten viele russische Flüchtlinge Zuflucht in den russisch-orthodoxen Auslandskirchen. Die Hauptmission der RSKhD war es, die russisch-orthodoxe Identität im Ausland zu bewahren. Zu den Aktivitäten der Bewegung zählten lokale und europaweite Konferenzen, die liturgische, pädagogische und persönliche Themen behandelten, sowie wöchentlich stattfindende Jugendkreise.

Mit der Zeit wurde den Mitgliedern bewusst, dass die Rückkehr nach Russland immer unwahrscheinlicher wurde, was schließlich zum Zerfall der Bewegung führte, insbesondere nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Einer der Gründe für den Zerfall war der starke nationale Charakter der Bewegung und die Hoffnung auf eine baldige Heimkehr, die jedoch unerfüllt blieb. Trotz dieses Zerfalls hinterließ die RSKhD ein bedeutendes Erbe, indem sie zahlreiche Bischöfe, Priester, Theologen, Ikonographen und sogar Heiliggesprochene hervorbrachte.

Der Vortrag schloss mit einem Zitat von Erzpriester Sergius Bulgakov, einem Mitglied der RSKhD: „Der Herr spricht zu uns allen, so wie er auch zu den Aposteln ein Wort gesprochen hat. Aber so wie er ein besonderes Wort an Maria gerichtet hat, so hat er auch einen besonderen Ruf an jeden von uns. Wir sind für diese Konferenz auserwählt worden, lasst uns in ihr den Ruf Christi zu einem größeren Dienst erkennen.“

Hauptpunkte des Vortrags:

  • Die Emigration verschiedener Gruppen orthodoxer Christen nach Deutschland (Russen, Griechen, Rumänen und andere) erfolgte unter unterschiedlichen Bedingungen und war mit einzigartigen Herausforderungen konfrontiert. Die Besonderheiten jeder Gruppe wurden durch die spezifischen Merkmale ihres nationalen Selbstbewusstseins in der Emigration bestimmt.
  • Die russische Emigration verlief in mehreren Wellen, von denen jede mit eigenen Integrationsschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Die Bereitschaft der orthodoxen Gemeinschaft, sich in die aufnehmende Gesellschaft zu integrieren, spielte eine entscheidende Rolle für das langfristige Bestehen der Gemeinschaft.
  • Eine christliche Studentenorganisation wurde zu einem wichtigen Mittel, um orthodoxe Jugendliche und die russische Intelligenzija zu vereinen. Dennoch blieb der Grad der Integration ein Schlüsselfaktor für ihre Stabilität, trotz aller Erfolge.

 

„Wie lebt man ein orthodoxes Leben in Deutschland: Chancen und Herausforderungen“

Referent: Erzpriester Michail Rar, Vorsteher der Kirche der Heiligen Maria von Magdala.

Hauptpunkte des Vortrags:

  • Die erfolgreiche Integration orthodoxer Migranten in die deutsche Gesellschaft ist ein Prozess, der nicht mit Assimilation gleichzusetzen ist. Sie fördert eine nachhaltige Interaktion mit der lokalen Gesellschaft und die Weitergabe orthodoxer Werte an zukünftige Generationen.
  • Der Konservatismus der Orthodoxie sollte kein Hindernis für den Austausch mit jungen Migranten darstellen. Übermäßige Verschlossenheit kann die Einbindung neuer Generationen erschweren.
  • Ein gegenseitig respektvoller Dialog mit anderen Kulturen ist die fruchtbarste Strategie für die Interaktion der orthodoxen Gemeinschaft mit ihrer Umgebung.

 

„Kriterien der Identität“

Referent: Erzpriester Dimitrij Wladimirow, Doktor der Philosophie, Geistlicher der Kathedrale Pokrow, Berlin (ROKA).

Hauptideen des Vortrags:

  • Die Identität eines Menschen zu verstehen ist schwierig, da sie aus einer Vielzahl von variablen Kriterien besteht und im Laufe des Lebens veränderlich bleibt.
  • Die Persönlichkeit eines Menschen entwickelt sich in jeder Lebensphase und formt in verschiedenen Zeiträumen unterschiedliche Aspekte seiner Identität.
  • Moderne technologische und kulturelle Veränderungen stellen den Menschen vor Herausforderungen, die ihn zwingen, persönliche und gesellschaftliche Identitäten neu zu überdenken.

 

„Die Bildung von nationaler und religiöser Identität: Biblische Erfahrungen“

Referent: Priester Alexander Anisimow, Bibelwissenschaftler, Nürnberg

Vater Alexander analysierte die biblischen Grundlagen von religiöser und nationaler Identität und stellte ihre Bedeutung für die heutige Zeit dar.

Der Vortrag begann mit der Frage „Was unterscheidet biblische Identifikation?“ Anissimow erklärte, dass biblische Identität nicht nur durch äußere Merkmale, sondern vor allem durch die Beziehung zu Gott und den eigenen Vorfahren geformt wird. Im Kontext biblischer Identifikation spielt die Frage „Wer bin ich?“ eine zentrale Rolle. Diese Frage fordert zur tiefen Reflexion über den eigenen Platz in der Welt auf.

Ein zentraler Punkt des Vortrags war der „Bund mit Abraham“ und die „Zerschlagenen Opfer“ (Jeremia 34:17-18), die den Beginn der Identität Israels als Volk Gottes markieren. Anissimow erklärte, dass dieser Bund eine besondere Beziehung zu Gott darstellt, die durch Gehorsam und Glauben geformt wird. Diese Identität fordert Verantwortung und Buße, was auch in den Schriften des Propheten Daniel thematisiert wird.

Der Beginn des Volkes Israel, das ursprünglich nur aus einer kleinen Familie bestand, wurde ebenfalls behandelt. Die Zahl der Israeliten wuchs in Ägypten und sie wurden zu einem „gewählten Volk“, was die Grundlage für ihre religiöse und nationale Identität bildete.

Anissimow erläuterte, dass christliche Identität nicht durch nationale Grenzen bestimmt wird, sondern durch die Zugehörigkeit zu Christus und seiner Kirche. Die christliche Identität basiert auf einer tiefen Beziehung zu Gott, die über nationale oder territoriale Zugehörigkeit hinausgeht. In der orthodoxen Tradition wird diese Zugehörigkeit nicht durch staatliche oder ethnische Zugehörigkeit, sondern durch die Treue zur Kirche und Gemeinschaft bestimmt.

Am Ende stellte Anissimow eine Pyramide der Werte vor, die die christliche Identität strukturieren: Ganz oben steht Gott gefolgt von der Familie, der Gesellschaft und dem Einzelnen, dessen persönliche Bedürfnisse im Einklang mit den höheren Werten des Glaubens und der Gemeinschaft stehen sollten.

Priester Anissimow vermittelte eine tiefgehende Perspektive auf die biblische Identität, die nicht nur durch ethnische Merkmale, sondern durch die Beziehung zu Gott, Familie und Gemeinschaft geprägt ist. Der Vortrag regte zur Reflexion über die eigene religiöse und nationale Identität an und stellte die biblische Identifikation als einen dynamischen Prozess dar, der Verantwortung und Mitgefühl für andere umfasst

Hauptideen des Vortrags:

  • Die biblischen Erfahrungen der alten Juden, insbesondere ihre Beziehung zu Staat und Kultur, dienen als nützliches, wenngleich indirektes Beispiel für moderne orthodoxe Gemeinschaften.
  • Ein orthodoxer Christ sollte Gott, die Familie und die Gesellschaft über die eigenen Interessen stellen, gemäß der Prioritätenordnung: Gott / Familie / Gesellschaft / Individuum.
  • Die Erfahrungen der alten Juden bei der Bewahrung ihrer Identität werfen wichtige Fragen für orthodoxe Gemeinschaften auf, insbesondere im Kontext von Migration und interkulturellen Begegnungen.

Zweiter Teil der Vorträge

Diese Vorträge ermöglichten den Teilnehmern, das orthodoxe Leben in Deutschland aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und bedeutende Themen anzusprechen, die für die orthodoxen Gemeinden und ihre Entwicklung in einem kulturell vielfältigen Umfeld relevant bleiben.
Darüber hinaus waren Vorträge über nationale und religiöse Identität, die Interaktion mit der modernen Welt sowie die Rolle der orthodoxen Jugend und ihrer Organisation ein wichtiger Bestandteil der Konferenz. Die behandelten Themen gaben den Teilnehmern die Möglichkeit, die Natur und die Herausforderungen der orthodoxen Identität im Kontext von Migration und Globalisierung besser zu verstehen.

„Nationale und religiöse Identität: Grenzen und Berührungspunkte“

Referent: Priestermönch Ioann Guaita, italienischer und russischer Historiker, Forscher des östlichen Christentums und Schriftsteller.

Hauptideen des Vortrags:

  • Nationalismus und das Konzept der „Bindungen“ sollten nicht zur Grundlage religiöser Überzeugungen werden. Die Priorisierung von Staat oder Nation verzerrt die spirituellen Leitlinien und kann dazu führen, dass die Kirche als Teil einer ausschließlich nationalen Kultur wahrgenommen wird.
  • Die Kirche sollte sich auf spirituelle Entwicklung konzentrieren, statt konservative Traditionen zu unterstützen, was ihr ermöglicht, für alle Generationen relevant zu bleiben.
  • Die Interaktion mit anderen Kulturen erfordert von der Kirche Flexibilität und Offenheit, nicht blinden Konservatismus.

 

„Metamodernismus und orthodoxe Identität: Wie man christliche Werte in der modernen Welt bewahrt“

Referent: Priester Konstantin Lasukin, Vilnius, Leiter der Jugendabteilung der Diözese Vilnius-Litauen.

Zu Beginn seines Vortrags teilte Pater Konstantin seine persönliche Geschichte darüber, wie er begann, mit Jugendlichen zu arbeiten, und welche Herausforderungen einem Priester auf diesem Weg begegnen. Sein Dienst an der Jugend dauert fast sein ganzes Leben – von seiner Arbeit als Betreuer in orthodoxen Ferienlagern im Alter von 16 Jahren bis hin zum Leiter der Jugendabteilung der Vilnius-Litauen-Diözese. Trotz dieser großen Erfahrung gab er ehrlich zu, dass ihn manchmal Gedanken heimsuchen wie: „Es fällt mir leichter, Gottesdienste zu leiten, an denen nur Großmütter teilnehmen. Es fällt mir leichter, ihre Beichte abzunehmen. Und wenn sie diese Welt verlassen, beerdige ich sie, und das gibt mir ein Gefühl von Vollendung. Mit jungen Menschen ist es schwieriger – ein Priester, der mit Jugendlichen arbeitet, sieht fast nie die Früchte seiner Bemühungen.“

Pater Konstantin stellte außerdem fest, dass es in der Ära des Metamodernismus und des Post-Säkularismus für die Jugend immer schwieriger wird, die Werte des Evangeliums zu akzeptieren. Das Verständnis von Themen wie Keuschheit und Umgang mit anstößiger Sprache verändert sich stark. Jedes Jahr beschleunigt sich der technologische Fortschritt, und neue Herausforderungen stellen sich den Seelsorgern – wie künstliche Befruchtung oder der Einsatz künstlicher Gebärmütter. Dies erfordert ein Gleichgewicht zwischen Ethik, Heiliger Schrift und dem Schicksal des einzelnen Menschen.

„Wir leben in einem Zustand der Zwiespältigkeit und emotionalen Schwankung“, sagt Pater Konstantin. „Wenn wir uns das physikalische Pendel ins Gedächtnis rufen: Je mehr es uns in die Extreme zieht, desto mehr strebt unsere ‚Geschwindigkeit‘ gegen null, und nur wenn wir den Zustand des Gleichgewichts durchlaufen, können wir unsere maximale Geschwindigkeit erreichen.“ Mit dieser physikalischen Metapher beendete er seinen Vortrag.

Hauptideen des Vortrags:

  • Die Arbeit mit der Jugend wird durch die einzigartigen Herausforderungen der Moderne immer schwieriger. Die Jugend zeichnet sich durch größere Offenheit aus, und ihre Wahrnehmung tabuisierter Themen wie Keuschheit und nichtnormative Sprache verändert sich.
  • Die technologische Entwicklung zwingt Geistliche dazu, sich mit neuen ethischen Dilemmata auseinanderzusetzen, Kompromisse zu suchen und schwierige Entscheidungen zu treffen.
  • Die moderne Jugend ist oft von geistlicher Führung entfremdet, was neue Aufgaben schafft und die Notwendigkeit einer ständigen Aktualisierung der pastoralen Methoden hervorruft.

 

„Besonderheiten der russischen Orthodoxie im Ausland: Identitätskonflikte“

Referent: Erzpriester Vladislav Dihanov, Vorsteher der Heilig-Geist-Gemeinde in Lahr.

Hauptideen des Vortrags:

  • Die Identität eines Menschen setzt sich aus verschiedenen Ebenen der Identifikation zusammen: der persönlichen, kulturellen und spirituellen.
  • Die Rolle und der Status eines Menschen in der Gesellschaft sind miteinander verbunden, stehen jedoch oft im Konflikt. Jeder Status impliziert eine Reihe bestimmter Rollen, was für den Menschen, insbesondere für junge Menschen, zusätzliche Schwierigkeiten bei der Suche nach sich selbst schafft.
  • Identitätskonflikte werden durch unterschiedliche Perspektiven auf den Menschen verstärkt: durch das, was er selbst von sich hält, das, was andere von ihm halten, und die Art und Weise, wie er die Meinungen anderer wahrnimmt. Diese Aspekte sind für junge Orthodoxe wichtig, die ihre spirituelle Identität in einer vielfältigen Welt bewahren möchten.
  • Die Frage „Wer bin ich?“ wird immer komplexer und erfordert von der Jugend tiefes Selbstverständnis und Reflexion.

 

Präsentation: „Vereinigung orthodoxer Jugend in Deutschland“

Referentin: Xenia Schleicher, Vertreterin der Vereinigung orthodoxer Jugend in Deutschland.

Hauptideen der Präsentation:

  • Die Organisation „Sretenie“ arbeitet aktiv an der Stärkung horizontaler Verbindungen unter orthodoxer Jugend und bietet eine Plattform für Austausch und gegenseitige Unterstützung.
  • Sie probieren verschiedene Formate und Arten von Veranstaltungen aus, darunter Bälle, Reisen und musikalische Treffen, was es ermöglicht, die Jugend anzusprechen und ihre Interessen zu erfüllen.
  • Experimente mit neuen Aktivitätsformen und die Gründung einer Musikgruppe helfen der Organisation, relevant und attraktiv für die junge Generation zu bleiben.

 

„Orthodoxie im Westen: Mehr als nur eine Diaspora?“

Referent: Erzpriester Sergej Baburin, Vorsteher der Gemeinde des heiligen Johannes von Kronstadt in Hamburg.

Mit seinem abschließenden Wort beendete Erzpriester Sergej den Vortragszyklus der Konferenz. Er wies darauf hin, dass orthodoxe Christen, die in andere Länder ziehen, oft diasporische Gemeinden gründen, in denen Menschen meist nach ihrer Nationalität zusammenkommen. So gibt es beispielsweise in Deutschland georgische, griechische und rumänische orthodoxe Gemeinden, deren Mitglieder zu 99 % aus der jeweiligen Nationalität stammen. Die jüngeren Generationen fühlen sich jedoch oft von diesen Gemeinden „abgeschnitten“. Die Generation, die bereits in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, sieht das Land nicht mehr als Fremde, sondern als ihre Heimat an. Für die meisten der neuen Generation ist die Sprache der Diaspora nicht mehr die Muttersprache, und sie stoßen auf große sprachliche Hürden beim Verständnis der Gottesdienste.

Deshalb ist es für russische orthodoxe Geistliche besonders wichtig, ein Gleichgewicht zwischen der Bewahrung der russischen Sprache für die neue Generation und der Erweiterung des deutschen Sprachgebrauchs für missionarische Aktivitäten zu finden. Erzpriester Sergej fordert dazu auf, über die Grenzen der „gemütlichen“ Gemeindegemeinschaft hinauszugehen und die Orthodoxie als eine vollwertige und eigenständige Größe zu entwickeln, anstatt sie nur als kulturelles Erbe der Migranten zu betrachten. Er betonte, dass orthodoxe Gemeinden im Westen starke geistliche Zentren werden können und sollten, die nicht nur Migranten, sondern auch Einheimische anziehen, die Interesse an der Orthodoxie haben.

Zum Schluss wandte sich Vater Sergej an die Jugend der Konferenz: „Ohne eure Hilfe können wir die Schönheit der orthodoxen Welt nicht tragen.“

Hauptideen des Vortrags:

  • Die Orthodoxie im Westen ist nicht nur eine Diaspora. Sie kann sich als integraler Bestandteil der Gesellschaft entwickeln und muss nicht lediglich kulturelles Erbe von Migranten bleiben.
  • Orthodoxe Gemeinden im Westen können und sollten zu stabilen Zentren des geistlichen Lebens werden, die nicht nur Migranten, sondern auch Einheimische anziehen, die sich für die Orthodoxie interessieren.

 

Runde Tische

Am Ende der Konferenz wurden Rundtischgespräche durchgeführt, bei denen die Teilnehmer in kleinen Gruppen einzelne Themen mit den Vortragenden diskutieren konnten.

 

Die aktuelle Spaltung in der orthodoxen Welt und deren Bedeutung für die Orthodoxen in Deutschland sowie der Beitrag der Jugend zur Überwindung dieser Spaltung

Im Laufe der Geschichte haben sich viele Teile von der orthodoxen Kirche abgespaltet. Ursprünglich entwickelten sich bereits früh Differenzen zwischen den Monophysiten und den altorientalischen sowie den „eastern orthodox“ Kirchen.

Ein bedeutender Wendepunkt in der Kirchengeschichte war das große Schisma im Jahr 1054. Obwohl das Jahr 1054 als offizieller Zeitpunkt der Trennung bekannt ist, begann der Prozess der Spaltung bereits viele Jahre zuvor. Bischöfe und Geistliche sowohl aus dem Westen und auch dem Osten machten negative Bemerkungen übereinander, schon Jahrhunderte vor 1054. Diese entwickelten sich zu Anschuldigungen und Anfeindungen beider Seiten und schließlich zu einem großen Konflikt.

Im ersten Jahrtausend gab es sowohl antigriechische als auch antilateinische Polemik, die sich in theologischen und politischen Schriften widerspiegelte. Lateinische Autoren warfen den Griechen Unaufrichtigkeit vor, während griechische Schriften ähnliche Vorwürfe gegen die Römer erhoben. Diese gegenseitige Polemik trug dazu bei, die Spannungen zwischen Byzanz und Rom zu verstärken. Ein bekanntes Beispiel für solche Streitigkeiten sind die polemischen Anschuldigungen über unterschiedliche Fastengebräuche, wie etwa der Vorwurf, dass westliche Christen während der Fastenzeit Biberfleisch essen durften. Solche Diskussionen und gegenseitigen Vorurteile verstärkten die Entfremdung zwischen den beiden Kirchen und bereiteten den Weg für die späteren tiefgreifenden Konflikte. Kleinigkeiten haben sich so zu Problemen mit katastrophalen Folgen entwickelt.

Der vierte Kreuzzug markierte schließlich die endgültige Spaltung zwischen der orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche. Während dieser Zeit entwickelten sich grundlegende Unterschiede, insbesondere in Bezug auf das Filioque und das Papsttum. Trotz der Tatsache, dass die ursprünglichen Streitpunkte verschwanden oder in Vergessenheit gerieten, blieb die Feindseligkeit leider bestehen.

Aus heutiger Sicht sind die historischen Konflikte innerhalb der orthodoxen Welt lehrreich, da sie die Komplexität der Beziehungen zwischen den verschiedenen Kirchen verdeutlichen. Obwohl die ursprünglichen Streitpunkte oft geringfügig erscheinen, hatten sie weitreichende Folgen für die Entwicklung der kirchlichen Gemeinschaften.

Auch in der Gegenwart gibt es unterschiedliche Positionen und Herausforderungen zum Beispiel zwischen den russisch-orthodoxen und den griechisch-orthodoxen Kirchen, die das vielfältige Erbe der Orthodoxie widerspiegeln.

Ein möglicher Ansatz zur Überwindung solcher Differenzen ist die Jugendarbeit. Zwar kann die Jugendarbeit die theologischen Streitigkeiten nicht direkt lösen, sie schafft jedoch eine Plattform für besseren Informationsaustausch und gegenseitiges Verständnis. Dadurch entsteht ein gemeinsamer Boden, der langfristig zur Stärkung der Einheit innerhalb der orthodoxen Gemeinschaft beitragen kann.

Diese Arbeit ist besonders relevant für die Orthodoxen in Deutschland, da sie eine multikulturelle Gesellschaft repräsentieren und ein Beispiel für friedliche Zusammenarbeit geben können.

Orthodoxe und Nicht-Orthodoxe in Deutschland. Berührungspunkte und Unvereinbarkeiten. Wie man die Besonderheiten unseres Glaubens erklärt.

Am dritten Rundtischgespräch zum Thema „Orthodoxe und Nicht-Orthodoxe in Deutschland“ wurden zentrale Fragen zu den Herausforderungen und Möglichkeiten des Zusammenlebens von orthodoxen Christen und der überwiegend katholisch bzw. evangelisch geprägten Gesellschaft Deutschlands diskutiert. Dabei wurden sowohl Berührungspunkte als auch Unvereinbarkeiten thematisiert, ebenso wie Ansätze zur Erklärung der Besonderheiten des orthodoxen Glaubens.

Ein Schlüsselthema war die Frage, wie orthodoxe Christen in einer modernen Welt leben sollten. Die Teilnehmer betonten, dass Orthodoxe ihre Glaubensüberzeugungen selbstbewusst vertreten sollten, ohne Angst davor zu haben, ihre Religiosität zu zeigen – beispielsweise durch das öffentliche Bekreuzigen. Dies sei ein wichtiges Zeichen, um das Selbstverständnis als orthodoxe Gläubige zu stärken und zu bezeugen, dass man für seinen Glauben einsteht.

Gleichzeitig wurde hervorgehoben, dass die Orthodoxie trotz ihres festen Glaubens Toleranz gegenüber anderen Religionen und Weltanschauung haben sollte. Toleranz im Sinne des lateinischen Wortes „tolerare“ was so viel wie „erdulden“ bedeutet. Die Teilnehmer waren sich einig, dass es wichtig sei, den Glauben zu erklären, ohne ihn anderen aufzuzwingen. Durch einen respektvollen und offenen Umgang mit Andersdenkenden könnten bestehende Stereotype aufgelöst und Vorurteile abgebaut werden.

Der Rundtisch zeigte deutlich, dass ein bewusster, aber toleranter Umgang mit der eigenen Glaubensidentität ein Weg sein kann, als orthodoxer Christ in Deutschland zu leben.

Die Wahrnehmung der Orthodoxie in verschiedenen Lebensabschnitten – Unterschiede in den Ansichten der Generationen

Im vierten Rundtischgespräch wurde die Wahrnehmung der Orthodoxie im Verlauf des Lebens sowie die unterschiedlichen Ansichten der Generationen eingehend beleuchtet. Ein besonderes Augenmerk lag auf den Unterschieden zwischen dem orthodoxen Leben früher und heute.

Es wurde hervorgehoben, dass die russisch-orthodoxe Kirche eine Vielzahl von Nationen umfasst, darunter Kosaken, Kasachen, Russen und Ukrainer. Diese Diversität bringt eine reiche Vielfalt an Familientraditionen mit sich, die sich teilweise in den unterschiedlichen Ansichten der Generationen widerspiegelt.

Die Diskussion zeigte, dass die russisch-orthodoxe Kirche ihre alten Traditionen über die Jahre hinweg gut erhalten hat. Die Überlieferung dieser Traditionen funktioniert nach wie vor effektiv, sodass auch jüngere Generationen mit dem reichen Erbe der Orthodoxie vertraut gemacht werden. Ein Beispiel, das diese Denkweise verdeutlichte, war der Vergleich eines Baumes, der in jungen Jahren nicht gebunden und im Alter nicht versetzt werden sollte – eine Metapher für die Bedeutung der Tradition und der respektvollen Weitergabe an die nächsten Generationen.

Die Teilnehmer stellten fest, dass das russisch-orthodoxe Christentum die altväterliche Tradition gut in die eigene Kultur übersetzt und aufgenommen hat. Dies hat dazu beigetragen, dass die Orthodoxie in verschiedenen Lebensabschnitten und über Generationen hinweg eine beständige Rolle spielt, obwohl sich die Perspektiven der Menschen im Laufe der Zeit geändert haben.

Das Rundtischgespräch verdeutlichte die Herausforderungen und Chancen, die die Orthodoxie in einer sich wandelnden Welt bietet, sowie die Bedeutung des Erhalts und der respektvollen Weitergabe traditionsreicher Praktiken.

Die Grenzen zwischen orthodoxer Identität und anderen Selbstidentifikationen, einschließlich der nationalen Identität.

Das sechste Rundtischgespräch beschäftigte sich mit den komplexen Grenzen zwischen der orthodoxen Identität und anderen Formen der Selbstidentifikation, wie beispielsweise der nationalen Identität. Das Thema wurde als umfassend und vielschichtig beschrieben, wobei die Frage aufkam, ob das Auswandern aus Deutschland eine Lösung zur Wahrung der eigenen Identität sei.

In der Diskussion wurden verschiedene Arten der Migration beleuchtet, darunter erzwungene Migration durch Krieg sowie freiwillige Migration, die oft aus dem Wunsch nach einem besseren Leben resultiert. Ein Beispiel aus der Diskussion betraf den Sohn eines Immigranten, der sich trotz seiner Verwurzelung in der neuen Heimat immer noch als Migrant fühlt und eine tiefe Verbundenheit zur alten Kultur verspürt. Dies verdeutlichte die komplexen Formen und Grenzen von Kultur innerhalb einer Gesellschaft.

Die Teilnehmer waren sich darüber einig, dass die Kultur eine entscheidende Rolle bei der Definition von Bevölkerungen und Identitäten spielt. Es wurde auf das Neue Testament hingewiesen, wo Christus darauf aufmerksam macht, dass der christliche Glaube mit Entbehrungen verbunden ist und nichts von seinen Verheißungen verloren geht, selbst nicht ein „Yota“.

Es wurde auch hervorgehoben, dass viele Flüchtlinge und Migranten in Deutschland gute Möglichkeiten gefunden haben, neue Bekanntschaften zu schließen und sich ein neues Leben aufzubauen. Dennoch kam die Runde zu dem Schluss, dass Migration allein keine Lösung sei, um tiefgreifende Veränderungen im eigenen Leben zu bewirken. Die wahre Herausforderung liege vielmehr darin, die orthodoxe Identität innerhalb der eigenen Umgebung zu bewahren und zu leben.

Das Fazit des Rundtischgesprächs war, dass die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und der Umgang mit unterschiedlichen Selbstidentifikationen ein essenzieller Bestandteil des Lebens in Deutschland ist.

Gründung und Leben in einer orthodoxen Familie in Deutschland

Die Gründung und das Leben in einer orthodoxen Familie in Deutschland bieten Herausforderungen und Chancen. Solche Familie strebt nach spirituellem Wachstum, will Kinder im Glauben erziehen und kulturelle und religiöse Traditionen in einer multikulturellen Gesellschaft bewahren.

Die Gründung einer orthodoxen Familie beginnt damit, einen Partner zu finden, der den Glauben an Gott, die Werte und die kulturellen Traditionen teilt. Einen solchen Partner in Deutschland zu finden, wo orthodoxe Christen eine Minderheit sind, kann eine Herausforderung sein. Dennoch kann die Teilnahme am Gemeindeleben und an kirchlichen Veranstaltungen wie Tanzbällen, Denkspielen und gemeinsamer Arbeit helfen, Gleichgesinnte zu treffen. Eine mehrtägige Zusammenarbeit kann dazu beitragen, sich besser kennen zu lernen und herauszufinden, wie ein möglicher zukünftiger Partner auf auftretende Schwierigkeiten reagieren wird und inwieweit die gegenseitige Unterstützung bei der Bewältigung solcher Situationen aufrechterhalten werden kann.

Bei interreligiösen Ehen sind von den Partnern besondere Aufmerksamkeit und Kompromissbereitschaft gefordert. In solchen Familien ist es notwendig, die religiösen Überzeugungen beider Partner zu respektieren und wertzuschätzen, ein Gleichgewicht zwischen der Bewahrung des eigenen Glaubens und der Respektierung der Überzeugungen des Partners zu finden. Das Gespräch über religiöse Fragen, die Suche nach gemeinsamen spirituellen Werten und unser eigenes Beispiel für ein orthodoxes Leben kann Partnern aus einer anderen Konfession helfen, unser Glauben zu übernehmen.

Der Hauptzweck der Gründung einer orthodoxen Familie ist das Streben, in der Liebe zu Gott und zueinander zu wachsen. In der orthodoxen Tradition wird die Familie als eine kleine Kirche angesehen, in der jedes Mitglied dem anderen hilft, geistlich zu wachsen und das ewige Heil zu erlangen. Liebe und gegenseitige Unterstützung sind die grundlegenden Prinzipien, auf denen die orthodoxe Familie aufgebaut ist. Die Erziehung der Kinder in einer orthodoxen Familie umfasst die regelmäßige Teilnahme an Gottesdiensten, das Lehren von Gebeten, das Lesen der Heiligen Schrift und das Vermitteln moralischer Werte.

Auch das Thema der Aufrechterhaltung einer herzlichen Beziehung in der Ehe wurde erörtert. Hier sind einige wichtige Aspekte, die dazu beitragen können, die Liebe und das Interesse füreinander zu erhalten:

1. Gebet und spirituelles Leben: Gemeinsame Gebete und ein spirituelles Leben tragen dazu bei, die spirituelle Bindung zwischen den Ehepartnern zu stärken und sie in schwierigen Zeiten zu unterstützen.

2. Kommunikation: Eine offene und ehrliche Kommunikation ist die Grundlage für eine starke Beziehung. Es ist wichtig, seine Gedanken, Gefühle und Erfahrungen dem Partner mitzuteilen und ihm aufmerksam zuzuhören.

3. Unterstützung und Verständnis: In schwierigen Zeiten ist es besonders wichtig, sich gegenseitig zu unterstützen, Verständnis und Einfühlungsvermögen zu zeigen.

4. Gemeinsame Zeit: Es ist wichtig, Zeit miteinander zu verbringen, gemeinsame Aktivitäten und Hobbys zu unternehmen. Es hilft, die Bindung zu stärken und schöne Erinnerungen zu schaffen.

5. Vergebung und Geduld: Jeder macht Fehler, deshalb ist es umso wichtiger, zu verzeihen und geduldig zu sein. Nachtragendes Verhalten soll vermieden und Konflikte umgehend gelöst werden.

6. Fürsorge: Kleine Gesten der Liebe und Fürsorge können einen großen Unterschied machen. Daher ist es unerlässlich, sich gegenseitig Aufmerksamkeit zu schenken und immer die positiven Eigenschaften einer Person zu finden und auch aufrichtige Komplimente zu geben.

7. Versprechen und Ehrlichkeit: Die Grundlage einer vertrauensvollen Beziehung ist es, seine Versprechen zu halten und in allem ehrlich zu sein.

8. Gemeinsame Ziele und Werte: Es ist wichtig, gemeinsame Ziele und Werte zu haben, die die Partner vereinen. Das Bestreben, geistig zu wachsen, Kinder zu erziehen und sich gegenseitig zu unterstützen, trägt zur Stärkung der Familie bei.

So wie Öl eine Kerze am Brennen hält, können diese Aspekte dazu beitragen, das Feuer der Liebe in einer Ehe am Brennen zu halten. Der Schlüssel ist die Bereitschaft, in der Liebe zu wachsen, an der Beziehung zu arbeiten und sich gegenseitig im Leben zu unterstützen.

Es ist auch wichtig, dass sich jede Person fragt, was die Ehe für sie persönlich bedeutet. Nach orthodoxem Verständnis ist die Ehe nicht nur eine soziale Einrichtung, sondern auch ein Sakrament, durch das die Eheleute die Gnade empfangen, gemeinsam in Christus zu leben. Die Ehe bietet die Möglichkeit zu geistlichem und persönlichem Wachstum, zum Dienst am Nächsten und zur Erziehung der Kinder im Glauben. Das Bewusstsein für diese Ziele trägt dazu bei, die Familienbindung zu stärken und die Ehe zu einer Quelle der Freude und der geistigen Erneuerung zu formen.

Das Leben in einer orthodoxen Familie in Deutschland erfordert Kraft, Geduld und Weisheit, bietet aber auch einzigartige Möglichkeiten für geistiges Wachstum und Glaubensstärkung. Es ist wichtig, dem eigenen Glauben treu zu bleiben, aktiv am Leben der Gemeinde teilzunehmen und Unterstützung von Gleichgesinnten zu suchen.

Stadtführung

Nach dem intellektuellen Teil mit spannenden Vorträgen zu den Themen orthodoxe Emigration und Jugendbewegung in Deutschland, Identitätskriterien und praktische orthodoxe Lebensführung folgte das Unterhaltungsprogramm mit einer Stadtführung. Es wurden sechs Gruppen mit jeweils acht bis zwölf Personen gebildet, die auf Entdeckungstour durch die wunderschöne Hansestadt Hamburg gingen. Jeder Stadtführer stellte seine eigene Route zusammen und führte seine Gruppe durch die Stadt. Trotz der unterschiedlichen Routen wurden die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Hamburgs von allen Teilnehmern besucht.

Unsere Exkursion begann auf dem Tschaikowskyplatz und führte entlang des Messegeländes. Auf dem Weg zu einem der schönsten Parks Hamburgs, „Planten un Blomen“, sahen wir einen Fernsehturm, der nicht weniger beeindruckend war als der in Berlin. Der Name des Parks stammt aus dem Plattdeutschen und bedeutet „Pflanzen und Blumen“. Auch wenn zu dieser Jahreszeit nicht viele Pflanzen blühten, war das satte Gelb, Rot und Grün sowie das Blau der vielen kleinen Seen und des Wallgrabens beeindruckend. Wer sich vornimmt, den gesamten Park zu erkunden, sollte zwei bis drei Stunden einplanen. Wir konnten uns jedoch schon beim Durchlaufen einen guten Eindruck von der Schönheit des Parks verschaffen. Es ist kaum vorstellbar, dass ein so großer und schöner Park direkt im Stadtzentrum liegt, denn direkt nach dem Verlassen des Parks befanden wir uns im Herzen der Stadt. Die Straße führte über die teuren Boutiquen zum bekannten Postkartenmotiv an den Ufern der Binnenalster. Wohl jeder, der schon einmal in Hamburg war, kennt diesen wunderschönen und einzigartigen Ort. Mitten im pulsierenden Herzen Hamburgs erstreckt sich der Jungfernstieg - ein Ort voller Geschichte, Kultur und maritimem Flair. Dieser Ort ist vor allem bekannt für nachhaltige Erlebnisse, beeindruckende Sehenswürdigkeiten sowie vielfältige Veranstaltungen und Shoppingmöglichkeiten.

Nur einen Steinwurf entfernt liegt das prächtige Hamburger Rathaus, das sich wirklich sehen lassen kann. Das Rathaus ist im Stil der norddeutschen Renaissance erbaut und zählt zu den schönsten Gebäuden Hamburgs. Hier tagt der Hamburger Senat, die Landesregierung von Hamburg. Mit seinem 111 Meter langen, viergeschossigen Baukörper nimmt das Hamburger Rathaus fast die gesamte Länge des Rathausmarktes ein. An der Rückseite des Rathauses befindet sich ein vierseitig umschlossener Innenhof mit dem Hygieia-Brunnen, den wir nach dem Fotografieren besuchten. Wie an der Hauptseite des Rathauses ist auch die Fassade des Innenhofes reich mit Skulpturen geschmückt. Nach einer kurzen Pause und Bewunderung der schönsten Architektur des Nordens ging unsere Führung weiter zu einem weiteren Wahrzeichen Hamburgs - der St. Michaelis Kirche. Sie wird im Volksmund Michel genannt und ist ein evangelischer Sakralbau in der Hamburger Neustadt. Sie gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt und zu den bedeutendsten Bauwerken des Barock. Natürlich wollten alle das Innere der Kirche sehen und es war wirklich beeindruckend.  Der helle und weitläufige Innenraum, kombiniert mit kunstvollen Verzierungen, schaffte eine Atmosphäre von Erhabenheit und Ruhe. Der Besuch hat sich gelohnt, auch wenn der Kirchturm mit seiner atemberaubenden Aussicht für das nächste Mal ausblieb. Weiter ging es zum weltberühmten Hamburger Hafen, wo sich ein weiteres Wahrzeichen dieser schönen Stadt befindet. Die Elbphilharmonie beeindruckte mit ihrer markanten Glasfassade, die wie eine Welle über dem historischen Kaispeicher A thront. Das moderne Design erinnerte an ein Segel oder einen Eisberg und machte sie zu einem architektonischen Highlight unserer Stadtführung.

Weiter ging es entlang der Promenade am Portugiesenviertel vorbei zur Schanzenbäckerei, denn der Wunsch nach einem Franzbrötchen war unter den Teilnehmern sehr groß. Alle waren sehr begeistert und fröhlich und könnten wahrscheinlich noch weitere Stunden die Stadt erkunden, aber es war schon Zeit für das Abendessen und das anschließende intellektuelle Spiel. So entschieden wir uns, die bei Hamburgern und Touristen bekannte Ausflugslinie der U3 zu nehmen, die täglich entlang der Promenade und den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Hamburgs verkehrt. Nach drei Stationen bzw. fünf Minuten Fahrt und einem siebenminütigen Spaziergang entlang des umgebauten Hamburger Bunkers mit verschiedenen Restaurants und Bars waren wir wieder zurück in der Kirche für das Abendgebet.

Der Bericht wurde von verschiedenen Teilnehmern der Jugendkonferenz verfasst.