DE // Stuttgart 23.09.2017
Am Samstag, den 23. September 2017 fand der zweite Jugendtag des Orthodoxen Jugendbundes Deutschland (OJB), der in Zusammenarbeit mit der Pfarrkonferenz und der Orthodoxen Gemeinschaft (OGS) vorbereitet wurde, in Stuttgart statt. Unter dem Thema „Leben in Christus“ versammelten sich rund 60 junge orthodoxe Christen. Gastgeber war auch in diesem Jahr wieder in dankenswerter Weise die rumänische orthodoxe Kirchengemeinde zu Ehren der Geburt Christi in Stuttgart.
Um 9.00 Uhr begann der Jugendtag mit der Feier der Göttlichen Liturgie. Dem pan-orthodoxen Gottesdienst in deutscher Sprache standen Erzpriester Mihăiţă Bratu (rumänische orthodoxe Kirche), Erzpriester Ilya Limberger (russische orthodoxe Kirche im Ausland), Erzpriester Dragoslav Čorković (serbische orthodoxe Kirche), Priester Sarkis Kouri (rum-orthodoxe Kirche von Antiochien) und den drei Priestern aus dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel, Priester Ioannis Vergetis (Griechische Metropolie von Deutschland) und Erzpriester Michael Buk sowie Priester Weniamin Zervos (Erzbistum der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa) vor.
Die versammelte Gemeinde leitete im Gebet der deutschsprachige Chor der russischen Nikolauskirche in Stuttgart. Wie im vorangegangenen Jahr sangen sie auch in diesem Jahr in besonders schöner und geistlicher Weise während des gesamten Gottesdienstes. An dieser Stelle sei ihnen von Herzen für ihren stimmlichen und geistlichen Einsatz gedankt.
Im Anschluss an die Feier der göttlichen Liturgie lud und Vater Mihăiţă und die rumänische Pfarrgemeinde zum Frühstück in den Pfarrgarten der Gemeinde ein. Gott hatte unser Zusammensein auch mit einem warmen, schönen Herbsttag gesegnet, so dass unser Zusammensein bei wunderschönem Wetter und, wie bereits schon im Vorjahr, mit einer mit allen Köstlichkeiten der rumänischen Küche gedeckten Frühstücktafel begann. Vater Mihăiţă, seine Frau und eine Vielzahl von helfenden Händen der rumänischen Gemeinde gestalteten auch dieses Zusammensein der orthodoxen Jugendlichen zu einem rundum schönen und gelungenen Fest. Gerade ihrem stillen und stetigen Engagement, mit dem sie uns die große rumänische Gastfreundschaft erleben ließen, ist ein großer Teil des Gelingens dieser Veranstaltung zu verdanken. So möchten wir uns an dieser Stelle ganz herzlich dafür bedanken.
Nach dem Frühstück ging es wieder in die wunderschöne rumänische Kirche. Inzwischen war die anfangs noch kleinere Gruppe merklich angewachsen. Rumänische, griechische, serbische, russische und deutsche Jugendliche, aber auch eine Gruppe junger arabischer Christen hörte nun das Einführungsreferat „Leben in Christus“.
Der orthodoxe Theologe und Hypodiakon Thomas Zmija v. Gojan sprach in seinem rund einstündigen Vortrag unter anderem darüber, wie die einzelnen Sakramente der orthodoxen Kirche dieses Leben in Christus überhaupt erst ermöglichen und wie sie es in Verbindung mit einem ernsthaften geistlichen Leben zugleich auferbauen und festigen. Er sprach weiterhin darüber, wie dieses Leben in Christus uns als orthodoxen Christen zu jenen christlichen Sauerteig formt, zu dem uns unser Herr Jesus Christus berufen hat; wie wir dann zu jenem geistlichen Licht werden können, das die Fülle und Freude des orthodoxen Glaubens auszustrahlen vermag und wie wir dadurch zu jenem geistlichen Salz der Erde werden können, zu dem unser Herr Seine Kirche berufen hat. An den Vortrag schloss sich eine angeregte Aussprache an, in der schon erstmals viele wichtige Fragen anklangen, die den jungen orthodoxen Christen am Herzen lagen.
Am Ende der Aussprache wurden die Teilnehmer wiederum mit einer reichhaltigen Mittagstafel verwöhnt, die mit Kaffee und Kuchen abschloss. An dieser Stelle möchten wir recht herzlich Vater Zacharias Batzakakis danken, der unsere Mittagstafel, wie bereits im Vorjahr, mit einen eigenhändig gegrillten Lamm bereicherte.
Nun folgte wiederum ein Vortrag im Plenum, in dem uns unsere rum-orthodoxen Brüder und Schwestern sowohl über die zweitausendjährige Geschichte der Kirche in Antiochien, als auch über die heutige schwere Lage der orientalischen Christen in der Heimat und der Diaspora unterrichteten. Für mich persönlich war gerade dieser Teil des Jugendtages besonders bewegend, sind doch die rum-orthodoxen Gläubigen am geschwisterlichen Baum der Orthodoxie, von ihrer Ankunft in Deutschland aus betrachtet, einer der jüngsten Zweige, der uns aber mit dem Schicksal seiner Gläubigen die Lebenskonsequenzen einer wahrhaft christlichen Existenz ganz deutlich vor Augen führt.
Nach diesem Informationsblock über die orthodoxen Christen des Patriarchates von Antiochien teilte sich das Gesamtplenum, um in den Workshops die beiden Themenbereiche „Glaube und Wissenschaft“ und „Leben in Christus“ vertieft zu besprechen.
Vater Dragoslav hatte dankenswerter Weise den Workshop „Glaube und Wissenschaft“ übernommen. Sowohl die Vorstellung im Plenum nach Ende der Workshops, als auch meine verschiedenen Gespräche mit den Teilnehmern machten deutlich: Dieser Themenworkshop war gut vorbereitet, souverän moderiert und gelungen durchgeführt, so dass die Teilnehmer neue, weiterführende Denkanstöße aus diesem Teil des Jugendtages mitnehmen konnten. Und gerade dies ist das Ziel der Veranstaltungseinheit "Workshop", so dass ich Vater Dragoslav an dieser Stelle recht herzlich für seine Arbeit und sein persönliches Engagement danken möchte.
Der zweite Workshop war anfangs noch vom Nachklang des vorher gemeinsam Gehörten geprägt. Aber auch viele wichtige Einzelfragen des orthodoxen Alltagslebens kamen zur Sprache: Wie gehe ich angemessen mit dem Proselytismus protestantischer Sekten um? Wie gestalte ich mein orthodox geprägtes Alltagsleben in Schule, Studium oder Beruf, ohne die notwendige Konsequenz aufzugeben, aber auch ohne mich in ein engherziges Ghetto zu begeben? Was prägt den deutschen Verstehens- und Glaubenshorizont unserer nicht-orthodoxen Mitmenschen in unserem Lande und wie kann ich sie für den orthodoxen Glauben interessieren?
An der Vielzahl der angeschnittenen Fragen und Themen wird für mich eine wichtige Funktion unserer orthodoxen Jugendtage deutlich: Die Möglichkeit Gleichgesinnte zu treffen und Fragen des Glaubens miteinander zu besprechen. Immer wieder wurde in diesem von Vater Michael und mir geleiteten Workshop deutlich, dass unsere Jugendlichen zugleich bewusste orthodoxe Christen bleiben und durch vielfältige Freundschaften mit ihrer nicht-orthodoxen Umwelt gut vernetzt und integriert sein wollen. In dieser Situation machen sie die Erfahrung, dass sie gerade ihre besonderen Glaubensfragen mit ihren nicht-orthodoxen Freunden nicht so artikulieren können, dass sie sich als junge orthodoxe Christen mit ihrer Sicht von Glauben und Leben richtig verstanden wissen. Und gerade hier werden unsere pan-orthodoxen Jugendtreffen in besonderem Maße wichtig. Denn die Teilnehmer treffen hier als junge orthodoxe Christen zusammen. Sie erfahren sich, obwohl ein jeder entweder in der griechischen oder der russischen, der rumänischen oder der serbischen, der deutschen oder der amerikanischen Sprache und Kultur verwurzelt ist als eine geistliche und kirchliche Einheit. Hier erwächst eine kirchliche Erfahrung der orthodoxen Gemeinsamkeit, ein gelebtes Miteinander aus dem kirchlichen Bewusstsein, das unsere orthodoxe Gemeinschaft in Deutschland in der Zukunft mehr und mehr prägen wird. Auf solchen Treffen wie in Stuttgart erfahren sich unsere orthodoxen jungen Leute als die orthodoxe Kirche auf deutschen Boden, die den Reichtum der orthodoxen Kulturen, aus denen unsere Gemeinschaft ursprünglich stammt, in sich vereint und somit eine Symphonia des geistlichen Reichtums miteinander zum Klingen bringt.
So möchte ich an dieser Stelle in besonderer Weise Vater Mihăiţă und der rumänischen Gemeinde in Stuttgart danken, der sich immer wieder bereitfindet, den orthodoxen Jugendlichen dieses großartige geistliche und zwischenmenschliche Gemeinschaftserlebnis zu ermöglichen. Ihnen sei an dieser Stelle unser tief empfundener persönlicher Dank und unser herzliches „Vergelt`s Gott“ ausgesprochen. Auch Vater Michael Buk, dem unermüdlichen Motor und Initiator vieler orthodoxer Jugendarbeitsprojekte in Baden-Württemberg sei an dieser Stelle für die vielfältige Arbeit bei der Organisation und Planung dieser Jugendtage recht herzlich gedankt. Vater Ilya möchte ich an dieser Stelle recht herzlich für sein Mithelfen, Mitdenken und Mitgestalten nicht nur während des diesjährigen, sondern auch während des letztjährigen Jugendtages danken. Vor allem, dass er während der Feier der Göttlichen Liturgie und während des abschließenden Molebens am offiziellen Ende des Jugendtages in unserem gemeinsamen Gebet leitend vorgestanden hat, verdient an dieser Stelle unseren besonderen herzlichen, persönlichen Dank. Allen Vätern möchte ich an dieser Stelle für ihre Anwesenheit und ihr Gebet danken, mit dem ein jeder von ihnen persönlich zum geistlichen Erfolg unseres Treffens mit beigetragen hat. Unsere rum-orthodoxen Brüder und Schwestern danke ich für ihr besonderes Glaubenszeugnis in unserer Mitte und hoffe, dass sie in der Zukunft möglichst oft unser orthodoxes Miteinander in Stuttgart bereichern mögen.
Nach dem Abschluss der Workshops fand noch eine Vorstellung der Ergebnisse im gemeinsamen Plenum statt. Der offizielle Teil des Jugendtages schloss mit einem kurzen Moleben ab, dem Vater Ilya vorstand. Dann klang der Abend bei einem gemeinsamen Abendessen im Kreise neu gewonnener und alter lieber Freunde und Brüder und Schwestern in Christus aus.
Thomas Zmija v. Gojan
